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Einblicke in den Alltag einer Wundspezialistin

14.03.2022

Haben Sie sich auch schon gefragt, was die häufigsten Fragen von Patienten an eine Wundspezialistin sind? Oder welche Wunden am schwierigsten zu behandeln sind? Wir geben Ihnen gerne Antworten auf diese und weitere Fragen rund um den Alltag einer Wundspezialistin.

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Wie sieht der Alltag einer Wundspezialistin aus?

Es kommt sehr darauf an, wo eine Wundspezialistin arbeitet und welche «Spezialisierung» sie hat.

Wundspezialistin ist eine Zusatzqualifikation, die eng mit dem allgemein gewählten Arbeitsgebiet zusammenhängt.

Im Spitex-Alltag bedeutet es von Kunde zu Kunde zu fahren. Zuhause betreuen besagt manchmal unter herausfordernden Rahmenbedingungen, z.B. mit Stirnlampe, niedrigem Bett oder in beengten Wohnverhältnissen zu arbeiten. Manchmal wird man freudig empfangen oder es kann vorkommen, dass man vor verschlossener Tür steht. Improvisieren ist gefragt, wenn Material zur Durchführung des Verbandwechsels fehlt. Man muss auch kurzfristig kompetent reagieren können, wenn die Situation des betroffenen Menschen sich seit dem letzten Besuch verändert hat.

Im Krankenhaus heisst es zum Beispiel Rücksicht auf den Ablauf der Bettenstationen zu nehmen, sich mit der zuständigen Pflegefachperson, der verantwortlichen Ärztin, dem zuständigen Arzt, der Physiotherapeutin, der Ernährungsberatung oder auch den Angehörigen zu koordinieren.Zum Arbeitstag gehört auch Kolleginnen zu unterstützen, Lernende anzuleiten, Mithilfe bei Verbandswechsel, Patientinnen und Patienten in ihre Behandlung einzubeziehen und ihre Kompetenz in der Krankheitsbewältigung zu stärken.

Überall sind organisatorische Aufgaben zu erledigen, wie Terminkoordinationen für die Weiterbetreuungen, Erstellung von Abrechnungen und Aufsetzen von Bestellungen. Es gibt sehr viele nicht abrechenbare Leistungen, die erbracht werden müssen, wenn Patienten und Patientinnen fachgerecht, kompetent, zweckmässig und effektiv gepflegt werden sollen.

Zum Alltag einer Wundspezialistin gehört auch sich weiterzubilden und mindestens eine Wundzeitschrift zu lesen. Ebenfalls sollte Zeit eingeplant werden, um den fachlichen Austausch zu pflegen und sich immer wieder an den Begegnungen mit den Menschen und den Dingen, die gelingen, zu erfreuen.

 

Was sind die grössten Herausforderungen in diesem Job?

Häufig werden Wundsituationen zu lange «verbunden». Somit wird sehr verzögert die Ursache der Wunde gesucht und behandelt. Dies ist sowohl sehr teuer als auch schwierig für Patienten und die Zugehörigen.

Eine grosse Herausforderung ergibt sich aus der Komplexität, die vielen Wundsituationen zu Grunde liegt. Deshalb sind verschiedene Spezialisten erforderlich, die sich um die Patientensituation herum «gruppieren» sollten, um möglichst effektiv, menschennorientiert und auch wirtschaftlich handeln zu können.

Es benötigt Zeit um sich nachhaltig um die Situation des Patienten und seiner Wunde zu kümmern und Personen in ihrer Gesundheitskompetenz zu fördern.

Die Finanzierung von Pflege und Behandlung ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft und das Gesundheitswesen.

 

Was sind die häufigsten gestellten Fragen von Patienten?

Frage 1: Wie lange geht es, bis meine Wunde verheilt ist?
Da gibt es mehrere Anhaltspunkte.
Situativ kann eine Wundspezialistin auf die positiven Zeichen von Wundheilung hindeuten oder erklären, welche Teilschritte es benötigt, damit eine Wunde heilen kann. Sie kann so einerseits ermutigen und den Patienten aber auch die Zugehörigen mit ins Boot des Behandlungsplans holen. Die Frage der Hoffnung auf Heilung kann aufgenommen werden und die Chance auf einen bestmöglichen Verlauf in Zusammenarbeit mit den Betroffenen thematisiert werden.

Frage 2: Komme ich noch in meine Schuhe hinein mit der Bandage?
Ja, das werden Sie, und sonst wird zusammen eine Lösung gefunden.

 

Was sind die meistbehandelten Wunden?

Es sind immer Menschen, die eine Wunde haben und behandelt und gepflegt werden.

Wundsituationen sind häufig eng an Erkrankungen gebunden, entsprechend kommt es darauf an, wo eine Wundspezialistin arbeitet. So sind die meistbehandelten Wunden chronische und post-operative Wunden, die aufgrund der Gesamtsituation des Menschen nicht optimal heilen.

 

Welche Wunde ist am schwierigsten zu behandeln? Und warum?

Patienten oder Patientinnen haben sehr häufig mehrere Krankheiten, die sowohl das Wundheilungspotenzial reduzieren als auch die Behandlung komplexer machen.

Menschen mit einer Neuropathie (Erkrankungen des peripheren Nervensystems) haben wahrscheinlich einer der schwierigsten Ausgangslagen. Durch den Verlust der nozizeptiven Schmerzwahrnehmung verlieren diese Menschen ihre Schutzfunktion des Schmerzes und die «Verbindung» zu dieser Körperstelle. Entsprechend herausfordernd sind Adhärenz und Lebensstilveränderungen im Alltag umzusetzen.

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